19.09.2023
Im Projekt Stadt:Kunst:Garten steckt (Bio-)Diversität

Verschupft, links liegen gelassen, ein wahrhaftiges Schattendasein fristend. Diese Stichworte kommen einem in den Sinne, wenn man an den Altersheimweg in Uznach denkt. Oder zumindest bis in den Sommer 2023 dachte. Denn, seit ein paar Wochen mausert sich die Verbindung Webereistrasse-Altersheimweg-Burgmauerstrasse, die Geheimachse unter der Stadtmauer - ja, man könnte sie schalkhaft Städtli-Umfahrung für Fussgänger nennen – zu einem place to be(e) für Naturfreunde und Kunstinteressierte. Installiert und gepflegt wird sie durch die IG Stadt:Kunst:Garten, unter den Initianten Marlies und Bruno Glaus sowie Marlis und Georg Wick.
Stadt:Kunst:Garten. Der Name ist Programm. Hier beim «Stadtfelsen» erblüht (bio-)divers, was Fauna und Flora und regionale künstlerische Schaffensraft im gelungenen Zusammenspiel hervorbringen; im Herzen von Uznach oder zumindest im erweiterten geografischen Kreis des Uzner Städtlis. Die Kunst im öffentlichen Raum fügt sich unprätentiös ein in diesen (noch) unentdeckten Siedlungsraum. Neckisch thront neben dem blauen Bänkli in der naturnahen Trouvaille Henri Pressets Eisenfigur «die Sitzende». Der Blick löst sich von der Erdverbundenheit der Skulptur und wandert nach oben. Angeschmiegt an die Mauer und vom Efeu eingerahmt: Sabine Schier-Schröders Manifest «Die Natur erobert zurück». Auf die staunende Stille folgt Dynamik. Die «Gebetsmühlen» der Uzner Künstlerin greifen die Schritte auf dem Kies auf. Die grünen «Trommeln» beschwören und feiern den Kreislauf des Lebens.
Last but not least: Der Garten. Das Buffet für die Insekten ist aufgetischt. Auf Kies und wenig Humus wachsen Duftpflanzen und Kräuter in Hochbeeten. Bienen sammeln Nektar. Eine Augen-Weide. Etwas mehr Zeit, um aus den öden Grasbüscheln eine Oase zu machen, braucht die Magerwiese. Doch nach und nach werden sich einheimische Pflanzen auf den Flächen ansiedeln.
Urbanes Gartenglück macht sich breit – auch im unteren Teil des Weges. Kürbisse künden prall und bunt den Herbst an. Der Mensch bringt sich ein in diesen Kosmos, formt das Geschehen an der Stadtmauer. Und auch zwischen den Steinen regt sich Leben. Eidechsen tanken Wärme, bewegen sich behände zwischen den schützenden Mauerritzen. Es müssen wohl hunderte von Mauereidechsen sein, welche diesen Kosmos eingenommen und dabei die heimischen Zauneidechsen (fast) verdrängt haben. Für Letztere hat der Verein Natur Uznach Schmerikon einen für sie passenden Lebensraum mit kleinen und grossen Steinen, Kies, Sand und Trockenholz – nahe der Altgrasstreifen – geschaffen. Glück hat, wer auf Pressets «Sitzenden» ein leuchtend grünes Männchen dieser Spezies entdeckt. Er oder sie darf sich über ein besonderes «piece of art» freuen und wird Genre übergreifend Zeuge der neu spriessenden Vielfalt im Städtli Uznach.
Gabi Corvi, Redaktion «Szenen»
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